Isolde Werner Group - Songlines
Aufgejazzt!
Ein wenig Spielmannsmusik, ein paar Songs aus der guten alten Zeit des Protestes der 60er, ein ordentlicher Schuß Jazz,
ein Spritzer Lennon/McCartney und ein bißchen American Songbook - das alles gut gemixt und mit einem außergewöhnlichen,
recht eigenwilligen Sound versehen ergibt einen swingenden, bittersüßen Cocktail, der ein bißchen nach Melanie (deren "Nickel Song"
sie interpretiert) und ein wenig nach Ricky Lee Jones schmeckt.
Isolde Werner bringt mit ihren "Songlines", dieser akustisch eigenwilligen und raffiniert jazzigen Mixtur aus Standards, Pop-Hits,
Traditionals und sehr persönlichen Elementen die Füße zum Wippen und die Finger zum Schnipsen. Bewegt sie sich mit den ersten
beiden Stücken noch deutlich auf dem Sektor World-Pop, wird es bei Bob Dylans "One More Cup Of Coffee", das sich perkussiv und Bossa-beeinflußt
zeigt, schon deutlich jazziger. Uwe Metzler glänzt an der Gitarre, eine Rolle, die er nicht nur im anschließenden "Nickel Song" wieder
gefühlvoll ausfüllt. Hier kommt auch Florian King am Kontrabaß zum Zug, und Wollie Kaiser zaubert auf dem Sopransaxophon. Lasziv Isolde Werners
Gesang, nachdem sie sich schon als brillante Scatterin bewiesen hat.
"Little One I ´ll Miss You" wird als relaxte Lounge-Nummer gegeben, abermals mit schönen Soli Kings und Metzlers und perkussiven Akzenten
durch Markus Faller. Mit Arlens "Over The Rainbow" ist man immer auf der sicheren Seite, den Vogel aber schießt "Like Someone In Love" ab.
Bestechend von Isolde Werner arrangiert, wie übrigens die meisten Titel des Albums, gibt das Stück Wollie Kaiser an der Baßklarinette und
abermals Florian King am Kontrabaß die Möglichkeit, sich neben der klaren Stimme Isolde Werners ideenreich zu entfalten. In
Lennon/McCartneys "Norwegian Wood", mit dem das ausgefallene Album raffiniert schließt, kann noch einmal Florian Kings Kontrabaß zum
Überflug antreten und seine beherrschende Stellung in der Formation behaupten.
Frank Becker, Online Musik Magazin, Oktober 2006
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